Prof. Dr. Philipp Staab (ECDF/HU Berlin) hält am 6. November 2020 eine Keynote zum Thema "Digitaler Kapitalismus" an der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Der Vortrag ist Teil des internationalen Workshops "East Asia and the Digital Transformation—Impacts on Economy and Society“, der am 6. und 7. November stattfindet.
Ziel des internationalen Workshops ist es, die Konzepte der Digitalisierung in Ostasien zu erhellen und die systemischen Transformationen und Kontinuitäten in Wirtschaft und Gesellschaft durch vergleichende Analysen zu untersuchen. Die fortschreitende Digitalisierung beschleunigt die Kommunikation in allen Bereichen des menschlichen Lebens in hohem Maße. Dies könnte dazu führen, dass die ostasiatischen Gesellschaften und andere Nationen, die in den Diskursen über die "Digitale Transformation" vertreten sind, mit verschiedenen Problemen konfrontiert werden.
Bei der Digitalisierung handelt es sich eindeutig nicht um eine lineare und vorprogrammierte technische Transformation. Vielmehr wird sie durch die Wirtschafts- und Industriepolitik der Industrieländer vorangetrieben, die darauf abzielt, eine effiziente Koordination der Produktion zu unterstützen und damit die Transaktionskosten zu senken. In der Konsequenz hat die Digitalisierung Auswirkungen auf sozioökonomische und gesellschaftspolitische Strukturen, wie z.B. die Gestaltung technologischer und organisatorischer Alternativen und neue Vernetzungen zwischen Produktionssystemen und Menschen, sowie auf arbeitspolitische Entscheidungsprozesse in der Arbeitspolitik und Umstrukturierungsprozesse in Unternehmen und Gesellschaft.
Unser gemeinsames Bewusstsein dieser Forschung ist ein Verständnis der Digitalisierung als räumlich-zeitlich differenziert; auf dieser Grundlage versuchen wir, die "Digitale Transformation" innerhalb historisch-diachroner Entwicklungen und topographisch-synchroner Variationen in den Industrieländern Ostasiens zu verorten. Ziel ist es, die pfadabhängigen Voraussetzungen für die Digitalisierung zu identifizieren, indem institutionelle Komplementaritäten in bestimmten Perioden sowie wesentliche Faktoren der Übergangsdynamik der sozio-technischen Konfigurationen identifiziert werden. Durch die Identifizierung der Auswirkungen der Digitalisierung auf Gesellschaft und Wirtschaft, wie z.B. Reorganisation der Produktions- und Vertriebsstrategien, Prekarisierung des Arbeitslebens, wollen wir mit unserem Workshop folgende Fragen beleuchten:
1) Wie ist der Status quo der Forschung zur Digitalisierung und ihren sozialen und wirtschaftlichen Folgen in Ihrem Land?
2) Welche Themen und Forschungsfelder florieren oder sind am umstrittensten?
3) In dieser Debatte oder nach Ihrem eigenen Urteil: Gibt es parallele Entwicklungen mit der Digitalisierung und den sozio-ökonomischen Systementscheidungen oder geht das eine dem anderen voraus oder bringt das andere hervor?
4) Was sind die Vor- und Nachteile der Digitalisierung? Können Sie sich sozioökonomische oder soziopolitische Bedrohungen vorstellen, die den Weg der Digitalisierung in Ihrem Land begleiten könnten?
Der Workshop wird vom Institut für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn im Rahmen des Forschungsprojekts "Digitale Transformation und die sich wandelnde Arbeitswelt in Ostasien" organisiert. Wirtschaftliche und soziale Fragen", gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW) im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern. Diese Forschung