Vertrauen in digitale Dienste
Wie entsteht Vertrauen bei Käufer*innen und Verkäufer*innen im Netz – dieses Thema beforscht der zum 1. April 2018 am ECDF (Einstein Center Digital Future) und der Technischen Universität Berlin neuberufene Professor Dr. Timm Teubner aus soziologischer und wirtschaftswissenschaftlicher Sicht.
Teubner studierte von 2004 - 2010 Wirtschaftsingenieurwesen am Karlsruher Institut für Technologie, wo er auch promovierte und anschließend eine Postdoc-Stelle übernahm. Während seines Studiums verbrachte er ein Jahr an der University of Massachusetts (UMass) in den USA. Der Professor für Vertrauen in digitale Dienste (Trust in Digital Services) an der Fakultät VII freut sich darauf, seine Forschung an digitalen Plattformen wie zum Beispiel von A wie Amazon bis Z wie Zalando in dem interdisziplinären Rahmen des ECDF fortzusetzen.
„Einfach gesagt untersuchen wir, welche Elemente oder Darstellungsformen einer Online-Plattform dafür sorgen, dass sowohl Kund*innen wie Anbieter*innen ihr vertrauen. Aber auch wie sich zum Beispiel ein Verkäufer oder die Anbieterin einer Wohnung präsentieren muss, damit er/sie vom Kunde ausgewählt wird. Ein gutes Beispiel ist Airbnb, eine Plattform zur Vermittlung von Ferienwohnungen, deren gesamtes Design anhand von Erkenntnissen aus der Forschung über Vertrauen in digitale Dienste ausgerichtet wurde“, so Prof. Timm Teubner.
Die Forschung ist realitätsnah: Die Wissenschaftler*innen laden Proband*innen ein, die auf einer fiktiven Plattform Transaktionen vornehmen. Dabei wird die Plattform so variiert, dass die Anbieter*innen zum Beispiel verschiedene Profilbilder einstellen oder ein Bewertungssystem nutzen oder gerade nicht nutzen können. Das aus der Wissenschaft bekannte, sogenannte „Vertrauensspiel“ (Trust-Game), bei dem die Teilnehmer*innen mit echtem Geld operieren, symbolisiert die kommerzielle Handlung. So kann unter realitätsnahen Bedingungen beobachtet werden, welche Faktoren Vertrauen aufbauen. Der Effekt einzelner Faktoren ist oft nicht überraschend, aber entscheidend ist, welche Details wieviel zur Vertrauensbildung beitragen.
„Am ECDF plane ich ein neues Projekt, bei dem es um Informationsblasen geht: Wir untersuchen, wie Informationsblasen entstehen und ob es eine Möglichkeit für Nutzerinnen und Nutzer gibt, online zu erkennen wie groß ihre eigene Blase ist. Wir denken dabei an so etwas wie einen Bubble-o-Mat – vergleichbar dem Wahl-o-Mat“, so Timm Teubner.
An der Berufung zum ECDF reizt ihn die spezielle Konstruktion zwischen Universitäten und Unternehmen, die neue Kooperationsmöglichkeiten eröffnet. Aber auch die boomende Digital-Service Start-up Szene in Berlin ist für seine Arbeit ein großer Vorteil. (kj)