Digitale Transformation und IT-Infrastrukturen
„Der ständige wachsende Einfluss von IT-Systemen auf wirtschaftliche Prozesse und Strukturen interessiert mich schon sehr lange“, so Prof. Dr. Daniel Fürstenau. „Begonnen hat meine Forschung mit Strukturen innerhalb von Unternehmen. Ein Beispiel war ein Recycling-Unternehmen und seine gewachsene IT-Landschaft, wo neu auftretende Prozesse viele unauthorisierte IT-Systeme, sogenannte ‚Schatten-IT‘, hervorgebracht haben. Mich interessierte, wie diese die Innovationsfähigkeit und ökonomische Kenngrößen wie die Effizienz beeinflussen.“
Daniel Fürstenau studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Potsdam und promovierte 2014 am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs "Pfade organisatorischer Prozesse". Als Postdoktorand war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dahlem International Network-Postdoc-Programm der Freien Universität Berlin. Er absolvierte Forschungsaufenthalte an der US-amerikanischen University of California, San Diego, der Copenhagen Business School in Dänemark"und der Âbo Akademi Turkuin Finnland" in Finnland.
Vor seiner Promotion sammelte Fürstenau zwei Jahre lang praktische Erfahrungen als Unternehmensberater bei BOC Information Technology Consulting, Berlin, wo er digitale Transformationsprozesse unter anderem bei Banken, in der öffentlichen Verwaltung und bei Dienstleistern der Informationstechnik begleitete. Seit Dezember 2017 ist er Professor für Digitale Transformation und IT-Infrastrukturen an der Freien Universität Berlin in Kooperation mit dem Einstein Center Digital Future (ECDF).
In seinen Forschungsprojekten untersucht er, welche Abhängigkeiten und Risiken durch eine wachsende Einbettung von IT-Systemen in Strukturen und Prozesse entstehen. „Mittlerweile beschäftige ich mich auch und immer mehr mit organisationsübergreifenden Strukturen sowie Möglichkeiten und Grenzen der Etablierung und Skalierung von digitalen Plattformen und Infrastrukturen. Beispiele sind unter anderem das Gesundheitswesen und die Finanzindustrie, wo Vernetzung und systemische Abhängigkeiten eine immer wichtigere Rolle spielen. Dazu verwende ich Verfahren wie Netzwerkanalyse und Simulation“, so der in Sachsen geborene Daniel Fürstenau.
In einem interdisziplinären Projekt mit Kollegen von der Charité-Universitätsmedizin Berlin arbeitet er zum Beispiel im Bereich Digital Health zusammen: „Wir erforschen den Einsatz von digitalen Plattformen und Infrastrukturen und untersuchen, wie wie Incentives und Disincentives der Akteure diesen Einsatz beeinflussen.“ In einem vorangegangenen Kooperationsprojekt mit der Charité beschäftigte er sich mit einem integrierten IT-Ansatz für ältere, gebrechliche Menschen im Rahmen der Versorgung rund um eine Operation. Ziel war die Verbesserung der Patientensicherheit durch bessere Risikoerkennung und den unmittelbareren Austausch von Informationen.
„An der Arbeit im ECDF reizt mich vor allem die Möglichkeit der interdisziplinären Vernetzung. Meine gesamte Forschung ist stark interdisziplinär ausgerichtet und ich sehe durch das ECDF große Chancen der Zusammenarbeit mit anderen Gebieten, in denen Digitalisierung eine ebenso große Rolle spielt. Zum Beispiel lassen sich Verfahren der Netzwerkanalyse und Simulation auch in dem Bereich Smart City oder Mobilität einsetzen.“
Daniel Fürstenau sieht sich und seine Kollegen am ECDF aber auch in einer gesellschaftlichen Verantwortung: „Durch das ECDF lässt sich potentiell eine große Außenwirkung für Forschungsergebnisse erzielen. Da können und sollten wir richtig etwas bewegen. Dabei stellt sich die Aufgabe, Themenstellungen zu bearbeiten, die eine hohe gesellschaftliche Relevanz haben. Stichworte für solche Megathemen sind zum Beispiel die Verbesserung der medizinischen Versorgung durch integrierte Versorgungsprozesse oder auch die Reduzierung von Risiken auf Finanzmärkten.“ (kj)