Assoziiertes Mitglied
Prof. Dr. Meike Hopp ist Juniorprofessorin für Digitale Provenienzforschung an der TU Berlin. Seit Dezember 2019 ist sie Assoziiertes Mitglied des Einstein Center Digital Future (ECDF). Die Wissenschaftlerin verstärkt das Fachgebiet Kunstgeschichte der Moderne von Prof. Dr. Bénédicte Savoy.
„In der Kunstgeschichte und vor allem auch in der Provenienzforschung haben wir es mit immer größeren und diverseren Datenmengen zu tun – Daten aus den Kulturgut verwahrenden Institutionen selbst, aber auch dem Kunsthandel oder der Kontextforschung. Trotzdem existieren kaum allgemeingültige Standards dazu, wie die Provenienz von Objekten dokumentiert und archiviert wird. Museen und Forscher wählen oft eigene Wege, je nach verfügbarer Infrastruktur. Zwar gibt es Standards, etwa für die Registrierung von Gemälden, aber für die Erfassung von Provenienz- oder Metadaten, die für die Herkunft eines Objekts relevant sein können, gibt es bis jetzt keine überzeugenden, überregionalen und nachhaltigen Konzepte“, so die studierte Kunsthistorikerin.
Zwar existieren technische Normen, etwa um die Echtheit eines Werkes nachzuweisen, aber woher das Werk stammt, wer es im Laufe seiner Existenz wann und unter welchen Umständen erworben hat – dazu gibt es kaum Dokumentation. „Ganz im Gegenteil: Die Sensibilität dafür, dass diese Daten langfristig überhaupt relevant sein könnten, ist erst in den vergangenen Jahren gewachsen“, so Meike Hopp. Während sich solche Daten für Kunstwerke wie Gemälde oder Skulpturen noch relativ leicht zuordnen lassen, so ist das bei Zeichnungen, Grafiken oder auch im Kunsthandwerk ganz anders. Dort lässt sich die Provenienz oft gar nicht mehr feststellen. Deshalb benötigt die Forschung mehr Daten über die Verlagerungen von Kunstwerken oder auch Daten aus den Inventarbüchern der Museen. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben sieht die Wissenschaftlerin darin, möglichst allgemeingültige Standards für die Erfassung von Objektdaten zu entwickeln. „Daneben geht es mir aber auch um die Priorisierung und Einordnung der Daten. Nur aus der Wissenschaft heraus können wir einordnen, wie Kontext- oder Provenienzforschung dokumentiert werden muss, damit diese Daten anschließend auch breit genutzt werden können. Es geht auch darum, den Wissenstransfer und Datenaustausch zwischen Forscher*innen, Museen, und Händler*innen zu professionalisieren.“
Gerade die aktuellen politischen Debatten um die Restitution von Kunstwerken, beweist für Meike Hopp die Bedeutung der Etablierung von allgemeingültigen Dokumentationsstandards: „Ich gehe davon aus, dass in absehbarer Zukunft öffentliche Einrichtungen zunehmend verpflichtet werden, Zugangsdaten und Inventarbücher öffentlich zu machen. Diese Transparenz ist sinnvoll und ermöglicht effiziente Forschung. Dafür brauchen wir Standards für die Digitalisierung, damit die Wissenschaft diese Daten überhaupt zielführend verwenden kann“, so die 37jährige.
Mit ihrem Forschungsthema sieht sich die bislang in München Forschende an der TU Berlin bestens aufgehoben: „Inhaltlich sind meine Themen zum Beispiel eng verknüpft mit dem translocations-Projekt von Bénédicte Savoy oder dem ebenfalls am Institut verankerten Forum Kunst und Markt. Kulturgut wird bis heute immer wieder aus verschiedensten, ob nun legalen oder illegalen Gründen verlagert. Um diese Verlagerung zu visualisieren und greifbar zu machen, braucht man vergleichbare digitale Daten. Meine Expertise dient unter anderem dazu zu definieren, welche Daten man benötigt.“ Was die technologische Seite ihrer Arbeit betrifft, freut sich die Wissenschaftlerin ganz speziell auf die vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten, die ihr mit den vielen Digitalisierungsexperten an der TU Berlin und dem Einstein Center Digital Future offenstehen.
Meike Hopp studierte Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft und Klassische Archäologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo sie 2012 zum Thema „Kunsthandel im Nationalsozialismus“ promovierte. Seit 2009 leitete sie verschiedene Projekte im Bereich der Provenienzforschung, unter anderem an der Staatlichen Graphischen Sammlung München das Projekt „Rudolf von Alt (1812–1905). Aquarelle und Zeichnungen“ von 2011 bis 2013. Sie hat an verschiedenen Ausstellungs- und Katalogprojekten mitgearbeitet, etwa „Das Jahr 1938: Kunstleben im Nationalsozialismus“ im Jüdischen Museum, Frankfurt am Main (2013), oder „Bestandsaufnahme Gurlitt“ an der Bundeskunsthalle in Bonn und dem Kunstmuseum Bern (2017). Im Wintersemester 2013/14 war sie Lehrbeauftragte für Provenienzforschung am Department Kunstwissenschaften der Münchner Universität. Hopp ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München. Seit 2018 ist sie Vorsitzende des Arbeitskreises Provenienzforschung e.V. (kj)