Cardiovascular Modelling and Simulation
Auf sein heutiges Fachgebiet – die Kardiovaskuläre Modellierung und Simulation – wurde Leonid Goubergrits aufmerksam, als er 1995 nach Deutschland emigrierte. Zuvor hatte er an der Moskauer Hochschule für Physik und Technik angewandte Mathematik und Physik mit dem Schwerpunkt Strömungsmechanik studiert. „In Deutschland habe ich dann einen besonderen Bereich der Strömungsmechanik – die Anwendung in der Medizin – kennengelernt. Die Interdisziplinarität dieses Forschungsgebietes und seine Herausforderungen faszinieren mich bis heute“, so Leonid Goubergrits, der seit dem 1. Februar 2019 die Professur „Cardovascular Modelling and Simulation“ am Einstein Center Digital Future und der Charité – Universitätsmedizin Berlin besetzt.
Während seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für Biofluidmechanik der Charité-Universitätsmedizin Berlin und seiner Promotion an der TU Berlin beschäftigte er sich mit der numerischen Modellierung der Blutströmung: „Ich habe an dem Zusammenhang zwischen Blutströmung und Atherosklerose geforscht, um neue Risikofaktoren für die Entstehung und die Entwicklung dieser Erkrankung zu finden. Dabei war ich einer der ersten, die das Gebiet der patienten-spezifischen Modellierung der Blutströmung in Gefäßen mitentwickelt hat“, so der geborene Moskauer.
Nach und nach hat sich sein anfängliches Interesse an der Modellierung der Blutströmung in der Halsschlagader auf ein sehr breites Feld der kardiovaskulären Forschung ausgedehnt. Diese verschiedenen Ansätze der Modellierung von Blutströmung in Herzkranzgefäßen, in zerebralen Aneurysmen, im Herz mit Herzklappen, in der Aorta aber auch die Modellierung von der Blutzerstörung durch künstliche Organe wie Herzklappen oder Herzunterstützungssysteme sowie die Entwicklung und Optimierung von künstlichen Organen bündelte er in einer eigenen Arbeitsgruppe an der Charité Universitätsmedizin Berlin und dem Deutschen Herzzentrum Berlin mit dem Schwerpunkt Numerische Modellierung von Herzkreislauferkrankungen. „Meine Vision ist der Einsatz von numerischen Modellen im klinischen Alltag, da diese Ansätze die Anwendung von invasiven diagnostischen Verfahren reduzieren können, postoperative Ergebnisse voraussagen und präzise Diagnosen sowie mehr Information als die heutige klinische Praxis liefern. Alles zusammen ist das die digitale Medizin der Zukunft“, so der Forscher.
Seit 2001 hat Leonid Goubergrits auch die Lehre der Strömungsmechanik in der Medizin für Studenten der TU Berlin zum Teil übernommen und neu mitgestaltet. „In Rahmen der ECDF Professur möchte ich meine Arbeit an der digitalen Zukunft der Medizin fortsetzen und sowohl in der Forschung als auch in der Lehre eine Brücke zwischen Informatikern, Ingenieuren, Mathematikern und Medizinern bauen. Die Kopplung von Grundlagen- und angewandter Forschung, Lehre und Industriekooperationen habe ich als sehr konstruktiv und motivierend empfunden. Dieses Modell würde ich in meiner zukünftigen Arbeit gerne weiter ausbauen.“