Datenschutz verständlich machen
Beim Surfen im Internet werden personenbezogene Daten der Nutzer*innen verarbeitet. Mit der Einführung der DSGVO – der Datenschutzgrundverordnung – in der EU gibt es umfangreiche Transparenzpflichten, gemäß derer die Datenverarbeiter*innen die Betroffenen über die Verarbeitung der Daten informieren müssen. Derzeit sind es meist als Nutzersicht lästig empfundene Cookie-Warnungen, die beim Aufruf einer Webseite erscheinen. Prof. Dr. Max von Grafenstein (Einstein Center Digital Future / Universität der Künste Berlin) möchte mit dem Forschungsprojekt "Privacy Icons" besser auf den Nutzungsprozess abgestimmte Informationsinhalte, -formen und -architekturen entwickeln, anhand derer die Nutzer effektiver die mit der Datenverarbeitung verbundenen Risiken verstehen. Ein zentrales Element stellen dabei sog. PrivacyIcons dar.
Zum Projekteam gehören neben Max von Grafenstein, Timo Jakobi, der an der Universität Siegen zum Thema Design von Privatheit in vernetzen Geräten forscht.
Um die Wirksamkeit der Informationsarchitekturen und der in sie eingebetteten Icons zu gewährleisten, bezieht die Forschungsgruppe Nutzer, Rechtsexperten und Interessenvertreter der Industrie direkt in den Forschungsprozess ein, um ihre jeweiligen Interessen verstehen und berücksichtigen zu können.
Zu diesem Zweck haben die Forscher bereits mehrere explorative Designworkshops mit interessierten Nutzern im Berlin Open Lab der Universität der Künste durchgeführt. Die Workshops konzentrierten sich auf eine Diskussion über die wahrgenommene unerwünschte Nutzung persönlicher Daten, wobei die vorhandene Literatur im Bereich des nutzbaren Datenschutzes im Hinblick darauf, wie Menschen Entscheidungen über die Offenlegung von Daten treffen und Datenschutzbelange abwägen, berücksichtigt wurde. Unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Daten und Sensoren sowie unterschiedlicher Reifegrade und Neuartigkeit datenbasierter Dienste behandelten die Workshop-Themen das "Surfen im Internet", die "Nutzung von Sprachassistenten" und "vernetzte Mobilität".
Nachdem über 90 Fälle unerwünschter Nutzungen sowie erste Kategorisierungen derselben gesammelt worden waren, wurde die Nutzerperspektive anschließend mit internationalen Experten auf dem Gebiet des Datenschutzrechts und des User Experience Design angereichert und kontrastiert.
Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse hat das Team eine Taxonomie typischerweise unerwünschten Nutzung von Daten entwickelt. Diese Taxonomie bildet die Grundlage sowohl für akademische als auch für praktische Erkenntnisse: Das Projekt liefert beispielsweise empirisch abgesicherte Erkenntnisse nach DSGVO Art.12(8) zur "Bestimmung der Informationen, die durch Bildsymbole darzustellen sind". Darüber hinaus zeigt das Projekt zudem eine wertvolle Gestaltungsressource für die Umsetzung effektiver Transparenzmaßnahmen im Datenschutz für Nutzer auf. Beispielsweise kann die Taxonomie dazu beitragen, die Zwecke der Datenverarbeitung in einer verständlicheren Weise zu definieren. Jenseits von Datenschutzhinweisen, kann ein aktiverer Umgang in der Kommunikation von Datenschutz zum Kunden (z.B. durch den Ausschluss bestimmter unerwünschter Nutzungen) einen Mehrwert für Unternehmen darstellen.
Aktuell werden die gestalterischen Implikationen des Ansatzes evaluiert und mit Partnern aus der Industrie getestet, die daran interessiert sind, das Potential von Datenschutz als Mehrwert in der Kundenkommunikation aktiv zu nutzen.
Auch erste Publikationen zur Nutzung dieser Erkenntnisse sind bereits bei nationalen und internationalen Top-Konferenzen und Fachzeitschriften erschienen oder werden derzeit geprüft.
Wenn Sie auch daran interessiert sind, von unseren Erfahrungen zu partizipieren, wenden Sie sich gerne an uns.