DiKo2Ho

Erwerb und Anwendung digitalisierungsbezogener Kompetenzen im (Hoch-)Schulkontext

// Hintergrund

Dass sich unsere Gesellschaft im Bereich der Digitalisierung stetig weiterentwickelt, zeigt sich auch in der Bildung: Lehrkräfte sind gefordert, ihre Schüler:innen bestmöglich auf die digitalisierte (Arbeits-)Welt vorzubereiten. Gleichzeitig müssen sie selbst dazu befähigt werden, die Potentiale der Digitalisierung in ihrer Arbeit gewinnbringend zu nutzen. Dazu benötigen sie - neben Fachwissen und pädagogischen Kenntnissen - auch sogenannte digitalisierungsbezogene Kompetenzen. Im Projekt "Digitale Kommunikation und Kompetenzerwerb an der Hochschule (DiKo2Ho)" werden Ansätze zur Förderung von digitalisierungsbezogenen Kompetenzen an Hochschulen entwickelt. Hierbei interessiert uns nicht nur der reine Kompetenzerwerb von Studierenden, sondern auch eine nachhaltige und erfolgreiche Kompetenzanwendung.
Was ist denn eigentlich mit digitalisierungsbezogenen Kompetenzen gemeint? In den letzten Jahren wurden verschiedene Kompetenzrahmen entwickelt, die die komplexen Anforderungen an Individuen in unserer Gesellschaft deutlicher machen sollen und den Begriff mit konkreten Inhalten füllen. So definiert die EU im „Digital Competence Framework for Educators“ sechs Bereiche, die dieser Vielfalt und Komplexität gerecht werden sollen und an denen sich auch die Kultusministerkonferenz in ihrem Beschluss „Bildung in der digitalen Welt“ orientiert. Demnach brauchen wir Kompetenzen unter anderem im Suchen und Verarbeiten von Informationen, im Kommunizieren und Kooperieren sowie im Analysieren und Reflektieren. Dieses Skill-Set sollen sich dabei nicht nur die Schüler:innen aneignen, sondern es soll auch den Lehrkräften die Planung und Durchführung innovativer Unterrichtseinheiten (z. B. mithilfe digitaler Medien) ermöglichen.

 

// Projekt

Das Projekt begegnet der Komplexität digitalisierungsbezogener Kompetenzen, indem es die Vernetzung zwischen den einzelnen Bereichen aufgreift. Ein Fokus liegt auf der Bedeutung von Kommunikations- und Kollaborationsprozessen und deren Rolle bei der Entwicklung digitalisierungsbezogener Kompetenzen in der Lehrkräftebildung. In empirischen Studien untersuchen wir systematisch den kollaborativen Austausch in online Lernumgebungen – z. B. indem wir Qualitätsmerkmale der Kommunikation analysieren - und leiten Interventionen zur Förderung eines nachhaltigen Kompetenzerwerbs ab. In diesem Rahmen beschäftigen wir uns auch mit den Herausforderungen, denen Lehrkräfte bei der Kompetenzanwendung in der Praxis begegnen.
Ein weiterer Projektschwerpunkt bildet die Beforschung von Kompetenzen im Kontext der Recherche und Nutzung von Open Educational Resources (OERs; frei zugänglichen Bildungsressourcen). Insbesondere auch bedingt durch Corona Pandemie wird täglich eine enorme Anzahl an OERs veröffentlicht. Hier einen Überblick zu behalten und die Qualität der OERs nicht nur hinsichtlich der Inhalte, sondern auch der Anwendung und Methodik richtig einzuschätzen, ist nicht immer einfach. Im Projekt entwickeln wir Ansätze wie diese Aufgabe, die mit der weitervoranschreitenden Digitalisierung eine immer größere Rolle im Arbeitsalltag von Lehrkräften einnehmen wird, erfolgreich bewältigt werden kann.
Die Ideen und Ausrichtungen des Projekts wurden im interdisziplinären Umfeld des ECDF mit Wissenschaftler:innen aus den Bereichen der Informatikdidaktik, der Wirtschaftsinformatik und der Soziologie diskutiert und weiterentwickelt. Im Juni 2019 konnten wir durch die Unterstützung des ECDFs und durch Fördermittel der SIG 20/26 der European Association of Research in Learning and Instruction (EARLI) den internationalen Workshop "What is Successful Online Information Behavior?“ mit renommierten Gästen aus dem Bereich der Lehr-Lernforschung, der Psychologie und dem Lernen mit Bildungstechnologien veranstalten und unseren Projektrahmen weiter ausbauen (u.a. sichtbar in der Veröffentlichung Hendriks et al., 2020).

 

// Ziele

Es lässt sich somit festhalten, dass der Erwerb sowie die Anwendung digitalisierungsbezogener Kompetenzen eine bedeutende Rolle einnehmen. Besonders im Hochschulkontext sollte sichergestellt werden, dass diese Kompetenzen entwickelt und eingesetzt werden – denn genau hier werden die Lehrkräfte der Zukunft ausgebildet, die dann wiederum unsere nächste Generation ausbilden. Unser Projekt soll zu einem besseren Verständnis darüber beitragen, wie Lernende und Lehrende mit den durch die Digitalisierung bedingten Veränderungen in ihren Lern- und (zukünftigen) Arbeitsumgebungen umgehen und wie sie in Bildungsinstitutionen auf diese Herausforderungen vorbereitet werden können.
Erste Erkenntnisse aus dem Projekt wurden bereits auf nationalen und internationalen Konferenzen vorgestellt und in Fachzeitschriften veröffentlicht. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung.
Wir, das Projekt-Team, freuen uns über Anregungen zum Projekt und über den Austausch mit anderen Projekten und Partnern. Treten Sie gern mit uns in Kontakt.

 

// Projektbezogene Publikationen

Zimmermann, M., & Mayweg-Paus, E. (2021). The role of collaborative argumentation in future teachers' selection of online information. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie /German Journal of Pedagogical Psychology, 1-14. doi.org/10.1024/1010-0652/a000307

Hendriks, F., Mayweg-Paus, E., Felton, M., Iordanou, K., Jucks, R., & Zimmermann, M. (2020). Constraints and Affordances of Online Engagement With Scientific Information—A Literature Review. Frontiers in Psychology, 11(572744). doi.org/10.3389/fpsyg.2020.572744

Mayweg-Paus, E., Zimmermann, M., Le, N.T., & Pinkwart, N. (2020). A review of technologies for collaborative online information seeking: On the contribution of collaborative argumentation. Education and Information Technologies.
doi.org/10.1007/s10639-020-10345-7 

Mayweg-Paus, E., Enders, N., & Zimmermann, M. (2020). Kommunikation und E-Learning. Bedingungen, Gestaltungsmöglichkeiten und Qualitätssicherung beim Einsatz von Foren in der Hochschullehre. Die Hochschullehre, 6, 35-60. Dauerhaft verfügbar unter: http://www.hochschullehre.org/wp-content/files/diehochschullehre_2020_MaywegEndersZimmermann_Foren.pdf