Wie können Bots in der Hochschullehre oder in Unternehmen sinnvoll zum Einsatz kommen? Kann Künstliche Intelligenz nachhaltig sein? Mit diesen und vielen anderen Fragen haben sich vier Professor*innen des Einstein Center Digital Future (ECDF) bei den Pairing Research Talks auseinandergesetzt. In 10 Minuten präsentierten sie zunächst ihre eigene Forschung. Anschließend diskutierten sie mit Moderatorin Prof. Dr. Gesche Joost und dem Publikum.
//10 Minuten Ob die nächste Reise, die Wirksamkeit von Vitaminpräparaten oder die Ursachen des Klimawandels: Das Suchen im Internet nach Informationen zu solchen Themen gehört zum Alltag vieler Menschen. Aber wie ist es mit dem Bewerten und Nutzen der Onlineinformationen? Laut Elisabeth Mayweg gibt es bei Schüler*innen in diesem Bereich von Medienkompetenz beziehungsweise digitalisierungsbezogener Kompetenz nach wie vor Defizite. Die ECDF-Professorin für „Digitales Wissensmanagement in Studium und Lehre“ möchte hier gegensteuern. „Kooperatives Lernen und Kommunikation sind förderlich für den Erwerb von Wissen und für die Entwicklung von Kompetenzen wie kritisches Reflektieren“, sagte sie. In ihrer aktuellen Forschung untersucht sie, wie die Lernumgebung durch Technologien unterstützt werden kann. Denkbar seien hier digitale Moderator*innen.
//10 Minuten Wie sich die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) auf den Arbeitsplatz auswirkt, das untersucht Christian Meske. Der ECDF-Professor für „Digitale Transformation und Strategisches Informationsmanagement“ sagte, dass KI bei der Unterstützung von Entscheidungen helfen kann, zum Beispiel im Bereich Gesundheit, Finanzen oder Produktion. „Die Gefahr besteht jedoch, dass Vorhersagen der KI auf schlechten Trainingsdaten basieren, dadurch etwas Falsches oder Unerwünschtes erlernt wurde und man zunächst nicht weiß, woran das lag“, betonte er. Als einfaches Beispiel nannte er eine Bilderkennung, die einen Husky immer wieder als Wolf identifiziert hatte. Der Grund: Fast alle Wolfsbilder, die im Trainingsdatensatz enthalten waren, enthielten Schnee – wie auch das Foto mit dem Husky. Spannend sei daher Explainable Artificial Intelligence (XAI) – erklärbare künstliche Intelligenz. Diese soll nachvollziehbar machen, wie z.B. Deep-Learning-Modelle zu ihren Ergebnissen gekommen sind. „XIA kann dadurch Vertrauen schaffen“, betonte er.
//Talk Im Gespräch mit Gesche Joost berichteten die beiden Wissenschaftler*innen von ihrem geplanten Projekt. „Im Frühjahr haben wir festgestellt, dass wir beide zum Thema Social Bots forschen – allerdings in unterschiedlichen Anwendungsbereichen“, berichtete Christian Meske. Er untersucht wie Social Bots den Start neuer Mitarbeiter*innen in Unternehmen (Onboarding) unterstützen können, z.B. um leichter Kontakt zu knüpfen oder erste Informationen zu erhalten. Elisabeth Mayweg blickt auf den Lernbereich an Hochschulen. „Das kritische Hinterfragen wird hier oft als sozial unangenehm wahrgenommen. Es ist jedoch eine wichtige Kompetenz, wenn es um das Reflektieren und Analysieren von Informationen geht. Ich möchte daher wissen, wie Social Bots eine solche Kommunikation unterstützen können“, sagt sie.
//10 MinutenFelix Biessmann ist ECDF-Professor für „Data Science“ und setzt sich mit Datenqualität und Transparenz für Maschinelles Lernen auseinander. Seiner Meinung nach seien viele der KI Diskussionen in jüngerer Zeit (diskriminierende oder gar rassistische Algorithmen) kein Problem der KI Algorithmen, sondern ein Datenqualitätsproblem. „Die Qualität der Vorhersagen durch Maschinelles Lernen hängt stark von der Qualität der Daten ab. Bei falschen Aussagen ist nicht der Algorithmus schlecht, sondern oft die Datenbasis“, sagte Felix Biessmann. Er arbeitet daher an automatisierten Methoden für die Verbesserung von Datenqualität. Allerdings werden diese Methoden allein diskriminierende KI nicht abschaffen. „Machine-Learning-Forscher*innen und Geisteswissenschaftler*innen müssen gemeinsam an der Entwicklung von transparenten Systemen arbeiten“, betonte er. Dadurch könne angemessenes Vertrauen in Maschinelles Lernen entstehen.
//10 Minuten Inwiefern verändert sich der Konsum in Zeiten der digitalen Transformation? Dieser Frage geht ECDF-Professor Tilman Santarius nach. „Plattformen und Apps haben Angebote wie Carsharing und Foodsharing erst in großem Umfang möglich gemacht. Zuvor gab es ein paar wenige, die aus Containern an Supermärkten Lebensmittel geholt haben. Heute sind es Hunderttausende Menschen, die sich am Foodsharing beteiligen“, sagte er. Auf der anderen Seite wachse durch die Digitalisierung der Massenmarkt. „Wir haben drastische Umsatzsteigerungen im Onlinehandel. Während der stationäre Einzelhandel weiterhin stabil bleibt“, betonte Tilman Santarius. Gründe dafür seien personalisierte Werbung, die Verknüpfung von Social Media und Werbung sowie sie ständige Verfügbarkeit.
//Talk Im anschließenden Gespräch beschäftigte das Thema „Streamingdienste und Energieverbrauch“ das Publikum. Laut Tilman Santarius steigt der Energieverbrauch und der Emissionsausstoß drastisch durch den hohen globalen Datendurchsatz im Internet an. Im privaten Bereich verursache Streaming heute die größte Nachfrage nach Bandbreite und erzeuge die größte Menge an Datenverkehr im Internet. Felix Biessmann ergänzte: „Auch hier kann KI helfen. Wenn man durch intelligente Vorhersagen von Streamingverhalten besser wüsste, wann wer was schauen möchte, könnte man den Energieverbrauch niedriger halten.“ Tilman Santarius und Felix Biessmann wollen künftig ihre Expertisen bündeln, um ein KI-Assistenzsystem für einen nachhaltigen Konsum zu entwickeln.
Die Pairing Research Talks sind Teil der Berlin Science Week, die noch bis 10. November 2019 in Berlin läuft.