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Recap re:publica 2024 – Digitalisierung trifft Care-Arbeit

© Anne Barth/re:publica

Klimakrise, demografischer Wandel, Kriegsfolgen - unsere Gesellschaft wird in Zukunft noch stärker von Care-Arbeit geprägt sein. Wie können wir Care-Arbeit und Digitalisierung zusammendenken, gesellschaftlich nutzbar machen und gleichzeitig den Schutz sensibler Daten nicht aus den Augen verlieren? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt der diesjährigen re:publica, dem Festival für die digitale Gesellschaft. Vom 27. bis 29. Mai 2024 trafen sich Wissenschaftler*innen, Politiker*innen, Aktivist*innen und die Zivilgesellschaft, um unter dem Motto „Who cares?“ über die Gesellschaft von morgen zu diskutieren. Auch Expert*innen des ECDF setzten sich in verschiedenen Sessions mit der Schnittstelle von Care-Arbeit und Digitalisierung auseinander:

 

In seinem Vortrag „Solares Geoengineering - Warum wir die Sonne verdunkeln müssen, bevor wir in das postfossile Zeitalter eintreten" stellte der assoziierte Wissenschaftler Thomas Ramge das solare Geoengineering vor und plädierte für eine Verdunkelung der Sonne: „Es ist höchste Zeit, der klimapolitischen Debatte eine neue Wendung zu geben, die Geoengineering als Zwischenlösung untersucht, um Zeit für den Übergang in ein postfossiles Zeitalter zu gewinnen". Er schloss mit der ernüchternden Feststellung, dass es für die Menschheit schwierig sei, ihre „Kohlenstoffabhängigkeit“ zu überwinden und dass kurzfristige Maßnahmen unerlässlich seien. Langfristig ist das aber keine Lösung.

Ein besonderes Augenmerk lag dieses Jahr auch auf dem digitalen Krankenhaus in verschiedenen Facetten, unter anderem einer digitaleren Pflege. ECDF-Professor Felix Biessmann und Julia Bringmann diskutierten in ihren jeweiligen Sessions (Session Felix Biessmann //hier) mit verschiedenen Kolleg*innen, die komplexen Herausforderungen bei der Integration von KI in die Pflege. Beide Vorträge betonten, dass die Implementierung von KI in der Pflegepraxis sorgfältig erfolgen müsse, um sicherzustellen, dass sie nicht zu mehr, sondern zu weniger Arbeitsbelastung führe. Pflegepraxis, Pflegeforschung und KI-Entwicklung müssen zusammengedacht werden. „Oft, wenn wir über Digitalisierung und KI nachdenken, geht es um drohende Arbeitslosigkeit. Die Gefahr liegt nicht in drohender Arbeitslosigkeit, sondern in Digitalisierung und KI, die an den Beschäftigten vorbeigeht und so unnötig Gelder verbrennt oder tatsächlich zu mehr Arbeit statt zu weniger Arbeit führt. Und das zeigen quantitative Studien und ist uns auch in manchen Vorreiterkliniken der Digitalisierung begegnet“, erklärt Bringmann ihre Forschung zum Thema. Rahel Gubsers Vortrag „Sharing Health Data - Gesunde Einblicke in die digitale“ knüpfte an die Thematik an und legte den Fokus auf sichere und gemeinwohlorientierte Nutzung von Gesundheitsdaten. Dabei zeigte sie auf, wie neue digitale Infrastrukturen zum Sammeln und Teilen von Gesundheitsdaten aufgebaut werden und, dass der sichere Umgang mit Gesundheitsdaten entscheidend für die Zukunft des Gesundheitssystems sei.

Mareike Lisker, Claire Zschische und Edna Hopp thematisierten in ihrem Vortrag „Aus dem Leben einer Informatikerin: Warum "mehr Frauen" das Problem auch nicht löst“ die grundlegenden Probleme, die Frauen in der Informatik begegnen. Neben subtilen Entmutigungen und ohnehin vorhandener geschlechterspezifischer Sozialisierung, formulierten die drei Informatikerinnen auch Verbesserungsvorschläge, unter anderem Equal Pay, flexible Arbeitszeiten und Co-Leadership.

Wie viele Bereiche die digitale Gesellschaft verbindet, zeigte auch die von ECDF-Sprecherin Gesche Joost moderierte Podiumsdiskussion zur Integration von Quantenprinzipien in den künstlerischen Prozess. Die Panelist*innen Joost beleuchteten, wie diese Technologien neue kreative Prozesse ermöglichen und die künstlerische Praxis revolutionieren können. „Generative Bilder zum Quantencomputing sind derzeit noch sehr stereotyp, die visuelle Darstellung ist stark eingeschränkt“, so Joost auf dem Panel. Mit der Kombination von Quantenphysik und Kunst könnte sich das in Zukunft ändern.