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ECDF Industry Forum: Digital Health in the Aging Society – Sind wir bereit?

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Digitale Anwendungen und Technik sind auch im Gesundheitswesen schon fester Bestandteil bei Diagnostik, Therapie oder der Kommunikation zwischen Ärzt*innen und Patient*innen. Wie können wir die Digitalisierung unseres Gesundheitssystems voranbringen und gleichzeitig die Herausforderungen und Bedarfe unserer älter werdenden Gesellschaft im Blick behalten? Dieser Frage widmeten sich die rund 60 Teilnehmer*innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft beim siebten ECDF Industry Forum am 26. April, das aufgrund der Corona-Pandemie erneut als digitale Ausgabe stattfand.

 

„Wenn uns die Corona-Pandemie eines gezeigt hat, dann ist es, wie dringend wir digitale Lösungen brauchen und dass da noch etwas Nachholbedarf besteht“, mit diesen Worten eröffnete Prof. Dr. Odej Kao, Specher des ECDF, die Veranstaltung. Nach einigen organisatorischen Hinweisen betonte Moderator Tim Kawalun nochmal, dass das Thema „Digital Health“ durch die letzten Monate an Aktualität gewonnen hat und begrüßte Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer und Prof. Dr. Dr. Felix Balzer, Initiatoren des Digital Urban Center for Health (DUCAH). „Mit dem DUCAH wollen wir ein menschenzentriertes Forschungszentrum errichten. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass die Entwicklungen auch tatsächlich beim Menschen ankommen und wir die Umstellung begleiten“, erklärt Balzer. Anhand der fiktiven Geschichte von Patientin Frau Müller zeigten die beiden auf, welche Chancen digitale Anwendungen für ältere Menschen mit sich bringen. Smart Watches könnten zum Beispiel dazu beitragen, dass ein nächtlicher Sturz früher erkannt wird. Das Projekt setzt auf Interdisziplinarität: Neben Forschungsinstituten und Disziplinen wie Informatik, Medizin und Technologie sind Sozialunternehmen, Krankenhäuser und Wohnungsbaugesellschaften sowie verschiedene Berufsgruppen aus dem Gesundheitsbereich beteiligt. „Wir möchten mit DUCAH den Transfer von Wissenschaft und Lehre in die Gesellschaft sicherstellen. Wir möchten ein Netzwerk schaffen um die verschiedenen Player im Bereich Gesundheit zusammenzubringen“, so Thomas Schildhauer.
 

Die Short Talks der Netzwerkpartner*innen eröffnete Jörg Michael Huber von der Roche Pharma AG mit einem Einblick in die Versorgung der Alzheimer Erkrankung mit digitalen Lösungen. Huber betonte, dass besonders Erwerbsbiografien von Frauen häufig unterbrochen werden, da sie häufig die Pflege für Angehörige mit Alzheimer übernehmen. „Aktuell steht statt der Prävention mehr die Bewältigung der Pflegesituation im Vordergrund. Es geht einfach darum, auch die Chancen in der frühen Phase der Erkrankung zu nutzen, um eine spätere Pflegebedürftigkeit möglichst weit hinauszuschieben. Dabei lassen sich erste Anzeichen für eine spätere Erkrankung oft schon viele Jahre vorher erkennen“, erklärt Huber. Dank einer App zur Früherkennung können früh und niedrigschwellig kognitive Test durchgeführt werden, das könnte völlig neue Wege für die Prävention und Behandlung der Krankheit eröffnen. Passend dazu gab Dr. Anna Trukenbrod von UseTree im Anschluss Einsicht in das Thema User Experience am Beispiel von Health Games: „Diese Art von Spielen machen Spaß und halten geistig fit. Dabei ist besonders wichtig, dass die Nutzer*innen ein schönes Erlebnis haben, die Spiele wieder nutzen wollen und nicht überfordert werden mit technischen Problemen oder einer komplizierten Bedienung. Die Spiele müssen natürlich auch zur Altersgruppe passen, Bowling kommt auch bei Älteren sehr gut an“, erklärt die Senior Beraterin für User Experience. Im letzten Short Talk gab Torsten Knieps von der medentis medical GmbH Einblicke in die Chancen und Risiken der Digitalisierung der Zahnheilkunde. Digitale Lösungen wie der Intraoralscanner ersetzen heute den analogen Abdruck und Veränderungen können digital ausgemessen und ausgewertet werden. Chancen sieht Torsten Knieps unter anderem darin, dass cloud-basierte Lösungen ortsunabhängiges Arbeiten ermöglichen und Konsultationen und die Arbeit im Team erleichtert werden. Künstliche Intelligenz könnte außerdem maßgeblich bei der Planung von Implantaten helfen und die Prognose von Patient*innen verbessern. Auch er sieht den Umgang und den Schutz der sensiblen Patient*innendaten als eine der größten Herausforderungen.
 

In den Breakout Sessions konnten die Teilnehmer*innen anschließend noch einmal ausführlicher zu ausgewählten Themen diskutieren. In Bezug auf DUCAH erklärte Thomas Schildhauer, dass es sich langfristig um ein überregionales Projekt handeln soll; in der Breakout Session rund um das Thema Alzheimer ging es vor allem um moralische Fragen, die eine frühere Erkennung der Krankheit mit sich bringen würde. „Uns alle eint aber die Frage, wie wir mit den großen Datenmengen umgehen können und die Herausforderungen die durch die – zurecht – hohen Anforderungen an den Datenschutz entstehen“, fasste Felix Balzer am Ende zusammen. Moderator Tim Kawalun verabschiedete die Teilnehmenden mit dem Hinweis auf das nächste Industry Forum: „Bei der nächsten Ausgabe des Industry Forums im Juli hoffen wir natürlich auf eine etwas entspanntere Lage, wir würden uns sehr freuen wenn wir dann einige von Ihnen auch wieder vor Ort im Robert-Koch-Forum begrüßen können“.