Zwischen Laptops, Tablets und Kabeln sitzen Studierende im ECDF und werten die unterschiedlichsten Daten aus: Wo werden welche Verkehrsmittel wann genutzt? Wie lange werden wo Wohnungen gemietet? Wie ist die Altersstruktur im Kiez? Die Teilnehmer*innen des Hackathons entwickeln anhand der Daten neue Ideen, um Herausforderungen in den Bereichen Stadtentwicklung, Mobilität, Inklusion und Partizipation zu meistern.
Im Rahmen des Hackathons hatten die Teilnehmenden die einmalige Gelegenheit, anonymisierte Datensätze der landeseigenen WohnungsbaugesellschaftenStadt und Land, Gesobau und Howoge sowie der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zu untersuchen. Im Fokus der Betrachtung standen Chancen, Herausforderungen und Handlungsfelder für die zukünftige Entwicklung von urbanen Räumen.
Die erfolgte Verschränkung von Wohnungsdaten (wohneinheits-scharf) mit der Mobilitätsnachfrage könnten dabei die Informationsbasis für viele städtebauliche Entscheidungen verbessern. „Dies gilt auch für den Wohnungsbau, der derzeit eine große Herausforderung für Berlin darstellt. Wenn wir genauer wüssten, welche Menschen wo und aus welchem Grund leben und leben wollen, könnten wir klarer über Quartiersentwicklung, öffentliche Verkehrsmittel, ja sogar über die Gestaltung öffentlicher Räume nachdenken und nach den Bedürfnissen der Bürger planen“, so das interdisziplinäre Organisationsteam des Hackathons. Dieses setzt sich zusammen aus dem Stadtentwickler Prof. Jochen Rabe (ECDF/TU Berlin), dem Wissenschaftlichen Mitarbeiter Max Rudolph (ECDF/TU Berlin), der Daten-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Helena Mihaljević (ECDF/HTW Berlin) und dem Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Maximilian von Grafenstein (ECDF/UdK Berlin).
Wenn es nach dem Team „Hackmack“ ginge, würden in Hohenschönhausen schon bald Trucks auf den tagsüber weitgehend freien Parkplätzen vorfahren. An Bord hätten sie zum Beispiel Gärten, in denen ältere Menschen Tomaten anpflanzen könnten, Spielgeräte, mit denen Kindern spielen könnten, oder Theaterbühnen, auf denen Stücke aufgeführt werden. Den zweiten Platz belegte das Team „Kiez 4.0“ mit einem Interface, welches zukünftige Entwicklungen und deren Auswirkungen aggregieren soll, gekoppelt mit einer Partizipationsplattform für Mieter*innen und Bürger*innen. Der 3. Platz ging an die Gruppe „HSH-Shuttle“ für die Ausarbeitung eines autonom fahrenden on-demand Shuttle-Bus-Services zur besseren Anbindung insbesondere älterer Bewohner*innen der Großraumsiedlung Hohenschönhausen an die städtische Infrastruktur wie beispielsweise zentrale Stationen des ÖPNV.
Jurymitglied und Mitorganisator Prof. Dr. Maximilian von Grafenstein freute sich über die hohe Qualität aller eingereichten Ergebnisse: „Wir sind immer wieder positiv überrascht, welche kreativen Lösungen das Format des Hackathons hervorbringt.“ Prof. Jochen Rabehob insbesondere die Interdisziplinarität der Arbeiten hervor: „Es ist erstaunlich, wie schnell und tiefgründig die unterschiedlichen Disziplinen es schaffen, ihre Perspektiven in einen gemeinsamen Produktentwicklungsprozess einfließen zu lassen.“ „Die Teams haben es in sehr kurzer Zeit geschafft, interessante und relevante Informationen aus teils sehr komplexen Daten zu extrahieren und darauf basierend kreative Ideen zu entwickeln. Das hat mich sehr beeindruckt“, so Prof. Dr. Helena Mihaljević.
Auch die Kooperationspartner des Hackathons zeigten sich begeistert von dem Format. Laut Anne Keilholz, Geschäftsführerin der Stadt und Land, bietet die digitale Datenerfassung und -auswertung großes Potential zur vorausschauenden Stadtplanung. Dabei gelte es, datenschutzkonforme Lösungen zu finden und weiterführende Instrumente zu erarbeiten. Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), betonte die großen Potentiale des Datenaustauschs. So seien qualifizierte Daten aus der Wohnungswirtschaft auch für die vorausschauende Berechnung von Taktzeiten für den öffentlichen Nahverkehr überaus nützlich. Felix Bauer, Geschäftsführer der Aircloak GmbH kennt die Herausforderungen bei der Arbeit mit sensiblen Daten. Durch Anonymisierungssoftware könne sie trotzdem für die Gesellschaft nutzbar gemacht werden.