Unter der Leitung von Wissenschaftlerinnen der Humboldt-Universität zu Berlin haben Wissenschaftler*innen und Lehrkräfte aus 9 Ländern Open Access-Unterrichtsmaterialien zur Förderung der kulturellen Kompetenz von Schüler*innen in Europa entwickelt und getestet. ECDF-Professorin Elisabeth Mayweg (HU Berlin), Leiterin der Arbeitsgruppe Digitales Wissensmanagement in Studium und Lehre am Institut für Erziehungswissenschaften, ist Projektverantwortliche an der HU.
In Europa kommt eine Vielzahl von Kulturen zusammen. Aber ist dies schon Kindern und Jugendlichen bewusst? Wie können sie bereits in der Schule interkulturelle Fähigkeiten aufbauen? Fragen, denen europäische Wissenschaftler*innen gemeinsam im EU-Projekt „DIALLS“ nachgehen, das steht für „DIalogue and Argumentation for cultural Literacy Learning in Schools“. Nachdem Forscher*innen und Lehrkräfte in vier verschiedenen Ländern seit März 2018 ein „Programm zur Förderung kultureller Kompetenz“ entworfen haben, entwickelten Psychologinnen der Humboldt-Universität zu Berlin in ihrem Teilprojekt die Materialien so weiter, dass sie langfristig von Lehrkräften aus ganz Europa genutzt werden können - flexibel und frei zugänglich.
Diese Phase des Projekts fand in vier Ländern gleichzeitig statt – in Portugal, Israel, dem Vereinigten Königreich und in Deutschland Von September 2020 bis Februar 2021 erprobten über 100 Lehrkräfte der Primar- und Sekundarstufen mit ihren Schüler:innen die Materialien und gaben ihr Feedback. Die Lehrer:innen nutzten die DIALLS-Materialien auch unter den schwierigen Bedingungen der Pandemie und konnten sie sogar zur Gestaltung von Distanzunterricht nutzen. „Neben der wissenschaftlich fundierten Entwicklung eines Lehrprogramms ist es auch wichtig, dass die ausgearbeiteten Materialien langfristig von vielen Lehrkräften zur sinnvollen Unterrichtsgestaltung genutzt werden können. Dabei müssen sie auch flexibel auf neue Herausforderungen eingehen können", betont Dr. Maria Zimmermann, Psychologin am ECDF und der HU Berlin.
Auch für die Schüler*innen soll DIALLS spannend sein: Als digitale Unterrichtsmaterialien dienen speziell ausgewählte Filme, die auf jede Altersgruppe zugeschnitten sind. Die Schülerinnen und Schüler sollen die Fähigkeit entwickeln, unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen, sich in andere hineinzuversetzen und argumentieren zu lernen. Dabei kann das Programm auch zur Kooperation mit anderen Schulen (auf nationaler und internationaler Ebene) genutzt werden (z.B. über digital-gestützte Unterrichtseinheiten zur Zusammenarbeit von Schulklassen). Neben den Diskussionen sind auch die Gestaltung von kleinen Kunstprojekten Teil einer DIALLS-Stunde. Eine Auswahl solcher Kunstwerke findet sich auf der DIALLS-Webseite.
Das dreijährige Projekt DIALLS lief unter der Leitung der Universität Cambridge. Aus Deutschland sind gleich zwei Universitäten beteiligt, die Humboldt-Universität zu Berlin und die Westfälische Universität Münster. Das „Horizon 2020“-Projekt wurde initiiert und gefördert von der Europäischen Union. Beteiligt waren zudem Expert:innen aus den Kulturwissenschaften, der politischen Bildung, Pädagogik und Psychologie sowie Spezialisten für Lehrkräfteausbildung und Lese- und Schreibkompetenzen.
Forscher*innen finden Open Access Kommunikationsdaten auf der Website des Projekts; Interessierte Lehrkräfte und Ausbilder*innen finden dort die DIALLS-Materialien und können sie für ihren Unterricht nutzen.